Die äußere Erscheinung der Orgel macht deutlich, dass es sich bei dem für die Christus-Erlöser-Kirche zu Baunatal konzipierten Instrument nicht um eine Stilkopie, sondern um ein Instrument unserer Zeit handelt, welches individuell für dieses Gotteshaus entworfen und gebaut ist.
Über
dem frontal im Unterbau des Gehäuses angebauten Spieltisch liegt das
Hauptwerk im Bereich der fünf Mittelgruppen. Flankiert wird es vom
Pedal, welches in den großen Außentürmen ablesbar ist. Die Register des
Bombardwerkes gliedern sich zwischen die Hauptwerks- und Pedalregister
ein. Der Orgelbauer hat hier die Form der durchschobenen Drillingslade
gewählt, auf der die Stimmen von Hauptwerk, Bombardwerk und Pedal
untergebracht sind.
Der Tonverlauf ist so gewählt, dass er Bezug auf
den Prospekt nimmt, der aus den Pfeifen von Principal 8' des
Hauptwerkes, Flötbass 8' des Pedals sowie in den hochgeschobenen
Zwischenfeldern dem offenen 8' vom Cornet des Bombardwerkes gebildet
wird.
Der Aufbau der Werke ist am Prospekt ablesbar, die äußere
Erscheinung stellt ein Spiegelbild der inneren Struktur dar. Dieses
Konstruktionsprinzip repräsentiert ein klassisches Ideal für den
Orgelbau.
Über dem Hauptwerk/Bombardwerk befindet sich das große Schwellwerk.
Hinter
der vorderen Orgelscheibe ist mit Stimmgangabstand die Windlade für die
großen hölzernen Bassstimmen des Pedals auf identischem Höhenniveau mit
dem Hauptwerk angeordnet. Die Pfeifen des Principal 16' sind im Hinblick
auf die geringe Höhe bis auf den Emporeboden abgeführt.
Die dreimanualige Disposition
Grundgedanke der Orgeldisposition war der Entwurf einer großen
zweimanualigen Orgel, deren eines Teilwerk - das Hauptwerk - von zwei
Manualen angespielt werden kann. Somit entsteht das Bombardwerk, dessen 6
Register - eine geschlossene klangliche Einheit in sich selbst - mit
dem Hauptwerk in einen Dialog treten können.
Darüber hinaus bieten
die sich dort befindenden Register die Möglichkeit, dem Hauptwerk
größere musikalische Fülle zu geben und es so abzurunden. Mit dem Bau
dieser "dreifach durchschobenen Windlade", wie die Orgelbauer dies
nennen, erhöht sich die musikalische Vielseitigkeit der Orgel.
Das
dritte Teilwerk auf dieser Windlade ist das Pedal, das hier mit Flötbass 8', Tenoroctave 4' und Trompete 8' vertreten ist. Diese beiden
Prinzipalregister haben durch ihre Stellung im Hauptorgelgehäuse eine
größere Präsenz im Raum und korrespondieren so mit den Manualregistern.
Die weiteren Register des Pedals, welche hinter dem vorderen
Gehäusekörper angeordnet sind, bleiben für den Betrachter der Orgel
unsichtbar. Mit ihrer Baßlage unterlegen sie die Manualwerke. Alle
Pfeifen sind hier - mit einer Länge von bis zu 5 m - aus Holz gebaut.
Das
dritte Manual steht in einem Schwellkasten, d. h. seine Register
lassen sich durch Öffnen und Schließen der Jalousien dynamisch in der
Klangstärke variieren. In diesem Manual findet man solistische Stimmen,
z. B. die überblasenden 4'- und 2'-Flöten, einen zerlegten Cornet, die
streichende Gamba 8' und die dazu schwebende Vox coelestis 8'. Die
französisch-symponischen Zungen - im Gegensatz zu der deutschen Trompete
8' im Hauptwerk und den französisch-klassischen Zungen im Bombardwerk -
bringen einen weiteren Farbcharakter in das Instrument. Im Hinblick auf
diese Zungen wurde die Mixtur des Schwellwerks auf 2'-Basis, also
relativ tief disponiert.
Die Orgel ist in ihrer Grundkonzeption
zunächst für die liturgischen Belange konzipiert. Bei der gegebenen
Größenordnung und der so einmalig farbigen Disposition ist das
Instrument aber gleichzeitig prädestiniert für den konzertanten Einsatz.
Mechanische Spieltraktur, elektrische Registertraktur mit Setzer.
Disposition
Opus 1743
Pedal
C-f'
II.
Bombardwerk
C-g'''
1
Principalbass
16'
20
Bordun
16'
2
Subbass
16'
21
Doppelflöte
8'
3
Quintbass
10 2/3'
22
Rohrflöte
4'
4
Flötbass
8'
23
Cornet (5-fach)
8'
5
Tenoroctave
4'
24
Tromp. harmonique
8'
6
Bombarde
16'
25
Clairon
4'
7
Trompete
8'
8
I - P
9
II - P
10
III - P
I.
Hauptwerk
C-g'''
III.
Schwellwerk
C-g'''
11
Principal
8'
26
Nachthorngedackt
8'
12
Rohrflöte
8'
27
Viola di Gamba
8'
13
Octave
4'
28
Vox coelestis
8'
14
Quinte
2 2/3'
29
Geigenprincipal
4'
15
Superoctave
2'
30
Traversflöte
4'
16
Mixtur (f-fach)
1 1/3'
31
Octavin
2'
17
Trompete
8'
32
Nasard
2 2/3'
18
III - I
33
Terz
1 3/5'
19
II - I
34
Plein jeu (4-fach)
2'
35
Basson
16'
36
Hautbois
8'
37
Vox humana
8'
38
Tremulant
Planung und Ausfühung
Orgelbau Johannes Klais, Bonn
Hans Gerd Klais Disposition und Mensuren
Dietmar Schmitz Prospektentwurf
Christoph Linde Techn. Konstruktion und Intonation
Thomas Beier Montageleitung
Andreas Stoffel Montage
Mehran Alimohammadi Montage
Andreas Brehm Intonation
Orgelsachberater
Domorganist Professor Hans-Jürgen Kaiser, Fulda
Architekt
Architektenbüro Bieling & Bieling, Kassel