Zum Fest Darstellung des Herrn am 2. Februar 40 Tage nach seiner Geburt wurde das Jesuskind von Maria und Josef in den Tempel gebracht (vgl. Lk 2,22-40). Wenn man sich in diese Begebenheit hineinvertieft, fallen einem die beiden hochbetagten Menschen Simeon und Hanna auf. Beide sind treue Beter, täglich im Tempel zu finden. Wer viel betet und immer mehr im Gebet bleibt, auf dem beginnt der Heilige Geist zu ruhen (s.o.). Der Heilige Geist offenbart dem Betenden Gottes Heilspläne für die Weltgeschichte und für das eigene Leben. So wusste Simeon vom Heiligen Geist, dass er vor seinem Tod den Messias schauen wird. Diese Gewissheit machte ihn zum Wartenden. Von ihm und von Hanna wird gesagt, dass sie auf die „Rettung Israels“ und auf die „Erlösung Jerusalems“ warteten. Sie nahmen die Verheißungen der Heiligen Schrift ernst. Bereits der Prophet Jesaja hatte vom Heil gesprochen, das Gott allen Völkern bereiten wird (Jes 52,10).Betende machen auch die Erfahrung, konkret geführt zu werden. Der Heilige Geist führt Simeon und Hanna an diesem besonderen Tag zu dem jungen Paar, das in den Tempel gekommen ist, um ihren Erstgeborenen vorschriftsgemäß Gott zu weihen. Wie konnten Simeon und Hanna in diesem Neugeborenen, das aussah wie die vielen anderen Babys, die täglich zum selben Anlass in den Tempel gebracht wurden, JESUS und in ihm den Messias erkennen? Für Gott ist nichts unmöglich. Wer mit Gott durch das Gebet in Berührung kommt, wird „mit eigenen Augen“ sehen, er blickt durch das aktuelle Geschehen hindurch auf Gott hin, er hat den Durchblick. Sehnen wir uns nicht auch danach? Täglich, und in diesen Tagen ganz besonders, fragen wir uns, was hinter all diesen sonderbaren Geschehnissen steckt und wie unser Lebensweg weiter gehen wird. Aber wen können wir befragen? Die Nachrichtensendungen, die Politiker und Wissenschaftler? Warum fragen wir nicht Gott, der alles weiß. Wir warten, wie alle Menschen, auf Erlösung. Doch Erlösung wovon? Werden uns schnelle, kurzsichtige Lösungen zum Ziel führen? Werden wir das Heil sehen, das Gott vor allen Völkern bereitet hat, ein Licht, das alle Menschen erleuchtet? Manche denken, beten sei etwas für alte Leute, doch auf Simeon und Hanna ruhte der Geist nur deshalb, weil sie betend alt geworden sind. Weil sie die Erfüllung all ihrer Sehnsucht von Gott erwarteten und weil sie sein bereits gesprochenes Wort der Heiligen Schrift kannten. So vorbereitet konnten Simeon und Hanna im unbekannten Baby JESUS das Heil erkennen.Dieses Ereignis im Tempel macht Mut für den eigenen Weg. Verbinden wir uns mit Gott im Gebet. Erflehen wir seinen Heiligen Geist, damit wir seinen Willen für unser Leben erkennen und herausfinden, wie, wo und in wem er, gerade in dieser besonderen Zeit, wirkt. Lesen wir die Heilige Schrift, in der vorausgesagt ist, was noch kommen wird, vor allem im letzten Buch der Bibel. Geben wir uns nicht mit kurzfristigen, rein weltlichen Ersatz-Erleichterungen zufrieden, sondern warten wir auf die Erlösung, nämlich das Kommen des Messias, des Auferstandenen, das noch aussteht. Auch unsere Augen werden das Heil sehen, das Gott für alle Völker bereitet hat, das Licht, das alle Menschen erleuchtet. Denn für Gott ist nichts unmöglich.
Das Fest „Darstellung des Herrn“, das wir am 2. Februar feiern, geht bis ins 4. Jahrhundert zurück. Es entstand in Jerusalem als Ergänzungsfest zur Geburt Jesu und wurde als „vierzigster Tag der Geburt unseres Herrn Jesus Christus“ bezeichnet. Seit 1997 wird das Fest der Darstellung des Herrn auch als Tag des gottgeweihten Lebens begangen. Zur Festliturgie gehört die Kerzenweihe mit anschließender Lichterprozession. Das rührt vom antiken Brauch, dass die Be-wohner einer Stadt ihrem Herrscher bei seinem ersten Besuch mit brennenden Kerzen entgegenzogen. An diesem Tag wer-den die Kerzen gesegnet. Mitgebrachte Kerzen können zur Segnung auf der Altarstufe abgestellt werden. Zentral bei der Feier dieses Festes sind die Worte des greisen Simeon über das neugeborene Jesuskind:
„Ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für das Volk Israel!“ Im Gottesloblied Nr. 765 findet sich zu diesem Festtag ein schönes Gebet:
Wort des Vaters, Licht der Heiden, Heil und Trost der ganzen Welt, heute bist du unter Freuden in dem Tempel dargestellt. Klein, auf deiner Mutter Armen, ziehst du in den Tempel ein, und du lässt dich voll Erbarmen zum Erlösungsopfer weihn. „Nun“, ruft Simeon voll Freuden, „nun will ich in Frieden gehen; Das verheißne Licht der Heiden, unser Heil hab ich gesehn!“ Freudig tritt, vom Geist geführet, Hanna in der Frommen Kreis, und, von Gottes Huld gerühret, stimmt sie ein in Dank und Preis. Fröhlich wollen wir dich preisen, aller Menschen Heil und Licht, mit den beiden frommen Greisen harren dein mit Zuversicht. Lass in deinem Licht uns wandeln, stets die Nacht der Sünde scheun, nur nach deinem Vorbild handeln, einst im ewgen Licht uns freun!